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Leerstand auf der Königstraße

Alle wittern Untergang, denn in der Königstraße stehen immer wieder Läden leer. Diese Straße, die architektonisch ihrem Namen keinesfalls gerecht wird, gilt den Stadtoberen als Gradmesser für das Befinden des Stuttgarter Einzelhandels und die beiden großen Stuttgarter Blätter tun es ihnen gleich. Zu dieser Straße gäbe es eine Menge zu sagen. Vom Schlossplatz abgesehen ist sie weitgehend hässlich. Alte Langeweiler werden gerade durch neue ersetzt und eine graue Fassade reiht sich an die andere. Architektur trägt aber überwiegend zur Wohlfühlsituation in Straßen und auf Plätzen bei. Stuttgarts Farben sind die des regionalen Sandsteins, wie man diesen in der West- und in der Südstadt an den Gründerzeithäusern sieht. Warme Farben binden die Seele. Die Königstraße besteht aus tristem Grau und aus Glas, beides bietet viel kalte Optik. Es interessierte aber in den letzten Jahren keinen, was hier baulich passiert, weder die Oberbürgermeister, noch das Stadtplanungsamt, noch den Gemeinderat. Der Umgang mit dieser Stadt ist ein Trauerspiel und die Königstraße ist dessen Symbol. Weniger Stadtverwaltung, dafür aber mehr Stadtgestaltung, das wäre der richtige Weg. Die Neue Kanzlei, der Mittnachtbau, die Commerzbank und der Olgabau zeigen, wie das geht. Der Königsbau sollte als Richtlinie, als Fanal gelten für eine zukünftig wiederzubelebende Prachtmeile. Es genügt auch nicht der Hinweis aus dem Rathaus, dass andere Städte auch Leerstandsprobleme haben. Das ist mehr als billig. Stuttgart muss sein Problem lokal lösen. Ganz nebenbei, es gibt aktuell auch noch hübsche Einkaufsstraßen in Großstädten ohne Leerstand, was man argumentativ verschweigt.

Das ist die eine Seite die nur mittel- und langfristig zu lösen ist. Grundsätzlich spricht gegen den Leerstand, dass der Internethandel schon im zweiten Jahr rückläufig ist und Präsenzkäufe wieder zunehmen. Das Problem der Königstraße ist, dass man über Jahre die Mieten nach oben getrieben hat, wie man eine Zitrone auspresst. Diese hat nun keinen Saft mehr und nicht jeder ist mehr bereit, alles zu bezahlen. Dass diese Blase irgendwann platzen würde, war klar. Wir haben also einen Umbruch der Mieten. Das muss sich jetzt auf einem etwas niedrigerem Niveau einpendeln, dann wird es auch wieder genügend Interessenten für die Liegenschaften geben. Da müssen aber die politischen Instanzen vorangehen, denn ein paar wenige Immobilien gehören dem Land und der Landesbank, wo die Stadt neben dem Land ein Aufsichtsgewicht hat. Dass im Königsbau immer wieder Mieter aufgeben müssen, aber auch Maute & Benger in der Neuen Kanzlei, das stimmt sehr bedenklich. So oder so, die Königstraße totzureden wird ihr nicht gerecht, denn der Umbruch wird auch einmal ein Ende finden und damit neue Mieter. Auch sollte man die Königstraße nicht mit der Innenstadt gleichsetzen, denn in den B- und C-Lagen sieht es strukturell etwas besser aus.